Pille und Thrombose

Immer wieder taucht im Kontext der Antibabypille das Stichwort Thrombose auf. Das Risiko einer Thrombose nimmt durch die Einnahme der Pille zu. Bei jungen und gesunden Frauen sowie Anwenderinnen, die die Pille bereits länger als ein Jahr regelmäßig einnehmen, ist das Risiko dennoch gering. Risikogruppen sollten dagegen die Thrombosegefahr bei der Wahl des Pillenpräparats in ihre Entscheidung miteinbeziehen und mögliche Risikofaktoren mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

1. Was ist eine Thrombose?
2. Ursachen einer Thrombose
3. Thrombose-Risikogruppen
4. Symptome einer Thrombose
5. Folgen einer Thrombose
6. Thrombose vorbeugen
7. Die richtige Pille für mich

Was ist eine Thrombose?

Eine Thrombose bezeichnet ein Blutgerinnsel im Körper. Dass Blut gerinnen kann, ist grundsätzlich eine positive Eigenschaft. Als Schorf an Wunden sorgen die Verbindungen aus Blutplättchen dafür, dass die Blutung gestoppt wird und die Haut heilen kann.

Bei einer Thrombose gerinnt das Blut dagegen innerhalb eines Blutgefäßes und bildet einen Pfropfen. Dieser Pfropfen behindert den Blutfluss und kann das betroffene Blutgefäß sogar komplett verschließen. Thrombosen können sowohl in Arterien (Blutgefäße, die das Blut vom Herzen wegführen) als auch in Venen (Blutgefäße, die das Blut zum Herzen hinführen) überall im Körper entstehen. Am häufigsten bilden sich die Pfropfen in Beinvenen.

Welche Ursachen haben Thrombosen?

Es gibt unterschiedliche Ursachen für Thrombosen. Am häufigsten entstehen sie durch längere Inaktivität des Körpers, zum Beispiel während einer Krankheit, oder durch falsche Körperhaltungen, die den Blutfluss stören (langes und beengtes Sitzen). Beides sorgt dafür, dass das Blut nicht mehr in der gewohnten Geschwindigkeit fließen kann und langsamer wird. Darüber hinaus können auch andere Krankheiten, Entzündungen im Körper oder Medikamente eine Thrombose verursachen. Auch eine geringe Flüssigkeitszufuhr steigert das Thrombose-Risiko. Wenn man zu wenig trinkt, wird das Blut dickflüssiger und ist damit anfälliger zu verklumpen.

Die Pille als Ursache für Thrombosen

Seitdem die Pille in den 60er Jahren auf den Markt kam, wurde bei Frauen, die mit der Pille verhüten, ein erhöhtes Thromboserisiko festgestellt. Das liegt daran, dass die Einnahme der Pille die Gerinnungsfreudigkeit des Blutes erhöht. Mittlerweile gibt es die vierte Generation von Pillenpräparaten. Je neuer die Generation, desto höher ist das Thromboserisiko. Die Pillengenerationen unterscheiden sich nur durch das verwendete Gestragen, als Östrogen wird in den meisten Kombinationspillen Etinylestradiol eingesetzt. Allerdings wurde in der zweiten Pillengeneration die Dosierung des Etinylestradiol reduziert, da es im Verdacht steht, das Thromboserisiko zu steigern [1]. Inzwischen ist der Östrogengehalt so gering, dass er nur noch eine sehr geringe Auswirkung auf das Thromboserisiko hat. Da sogenannte Minipillen gar kein Östrogen enthalten, ist ihr Thromboserisiko niedriger als das von Kombinationspräparaten [2].

Neue Studien haben ergeben, dass Präparate, die als Gestagen Dienogest, Drospirenon, Desogestrel oder Gestroden verwenden, deutlich risikoreicher sind [3, 4]. Diese Gestagene werden in der dritten und vierten Pillengeneration eingesetzt. Das in der zweiten Generation eingesetzte Gestagen Levonorgestrel gilt als risikoarm [1]. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat bereits 2014 eine entsprechende Empfehlung veröffentlicht, in der FrauenärztInnen angeraten wird, insbesondere jungen Frauen keine Präparate der dritten oder vierten Generation zu verschreiben. Seitdem ist der Anteil an verschriebenen risikoreichen Präparaten deutlich gesunken, aber er macht immer noch mehr als 50 Prozent der Verschreibungen aus [5]. Das Risiko für Frauen, die eine Pille der neuen Generation einnehmen, ist 1,5 bis 1,8 mal so hoch als für Frauen, die ein Präparat der älteren Generationen einnehmen. Bei 10.000 Anwenderinnen bedeutet das, dass die Einnahme eines neueren Präparats verursacht, dass acht weitere Frauen eine Thrombose erleiden [3]. Im Vergleich zu Frauen, die keine Pille nehmen, ist das Risiko fünfmal höher.

Das Risiko einer Thrombose ist in den ersten Monaten nach Verschreibung der Pille am höchsten. Nach dem ersten Jahr der Einnahme nimmt das Risiko wieder ab. Wer das Präparat wechselt oder eine längere Pillenpause einlegt, lässt das Risiko einer Thrombose dadurch wieder ansteigen [2].

Thrombose-Risikogruppen

Anwenderinnen, die eine familiäre Veranlagung zu Thrombosen haben, die rauchen, übergewichtig oder älter als 35 Jahre sind, haben ein erhöhtes Thromboserisiko [1]. Wer sich außerdem wenig bewegt, viel sitzt oder wenig trinkt, steigert damit ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose. Weitere Risikogruppen sind Menschen mit Herz- oder Lungenkrankheiten, Krebs und Venenschwächen. Krampfadern gelten ebenfalls als ein Risikofaktor, da die erweiterten Gefäße die Stömungsgeschwindigkeit des Bluts herabsetzen. Da die in der Pille enthaltenen Gestagene die Gerinnungsfreudigkeit des Blutes anregen, zählen auch Pillen-Anwenderinnen zur Risikogruppe.

Welche Symptome haben Thrombosen?

Beinvenenthrombosen äußern sich durch Schmerzen, einem Spannungsgefühl oder einer Schwellung im betroffenen Bein. Es ist auch möglich, dass sich das Bein durch den Blutstau rot oder blau verfärbt [4]. Wenn ein Blutgefäß verstopft ist, sucht sich das Blut möglicherweise einen anderen Weg durch den Körper. Das kann verursachen, dass eine andere Vene am Bein dicker wird, und als Symptom auf eine Thrombose hinweisen.

Folgen einer Thrombose

Wenn die betroffene Vene bereits geschwächt war, führt eine Thrombose häufig dazu, dass das Blutgerinnsel eine Venenklappe, die das Blut am Zurückfließen hindert, beschädigt. Dadurch wird sie undicht und das Blut kann teilweise zurück, also sozusagen in die falsche Richtung, fließen. Die daraus entstehende Überbelastung sorgt langfristig für eine Beschädigung der Vene.

Wenn sich der Pfropfen an seiner ursprünglichen Stelle löst, kann er durch den Körper bis zur Lunge wandern und dort Lungengefäße verschließen. Das führt zu einer gefährlichen Lungenembolie, die tödlich enden kann. Die Lungenembolie ist die gefährlichste Folge einer Thrombose. Als Symptome können plötzliche Atemnot, Schmerzen in der Brust, Herzrasen oder Bewusstlosigkeit auftreten [5]. Eine Lungenembolie ist ein Notfall und muss umgehend ärztlich behandelt werden.

Thrombose vorbeugen

Frauen, die zu einer Risikogruppe gehören, können mit unterschiedlichen Maßnahmen einer Thrombose vorbeugen und damit das Risiko reduzieren.

Ein ausgewogener Lebensstil

Wer zur Risikogruppe zählt, kann verschiedene Gewohnheiten in seinem Alltag versuchen anzupassen. Dazu gehört in erster Linie, viel Bewegung in den Tagesablauf zu integrieren und langes Sitzen zu vermeiden. Regelmäßiges Laufen kurbelt den Blutfluss in den Beinen an und beugt somit einer Thrombose vor. Wer langes Sitzen nicht vermeiden kann, zum Beispiel im Job oder auf langen Flug- oder Bahnreisen, kann versuchen, die Beine regelmäßig etwas höher zu legen und außerdem die Sitzposition immer wieder zu ändern. Zu langes Sitzen in der gleichen Position, bei der womöglich Blutgefäße abgedrückt werden können, zum Beispiel beim Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen oder bei wenig Beinfreiheit, sollte vermieden werden.

Darüber hinaus sollten Frauen, die zu einer Risikogruppe zählen, versuchen, sich ausgewogen zu ernähren, viel zu trinken und nicht zu rauchen.

Das richtige Pillenpräparat für mich

Aus maßgebliche Vorbeugungsmaßnahme zählt außerdem, ein risikoarmes Pillenpräparat einzunehmen. Wer bereits seit Jahren eine Pille der dritten oder vierten Generation einnimmt, muss diese deswegen nicht unbedingt wechseln. Da das Thromboserisiko im ersten Jahr der Einnahme am höchsten ist, kann es sinnvoll sein, das aktuelle Präparat beizubehalten.

Wenn sich Frauen sich zum ersten Mal die Pille verschreiben lassen, können sie mit ihrer Frauenärztin besprechen, ob ein Präparat mit einem risikoarmen Gestagen, zum Beispiel Levonorgestrel, angebracht ist. Falls Nebenwirkungen auftreten sollten, kann auch zu einem späteres Zeitpunkt auf ein anderes Präparat umgestiegen werden.

Unabhängig vom Präparat sollten Frauen vermeiden, unregelmäßige Pausen einzulegen, in denen sie keine Pille einnehmen, da mit jedem Neubeginn der Einnahme das Thromboserisiko wieder ungefähr ein Jahr lang erhöht ist. Die regulären Einnahmepause von bis zu sieben Tagen sind davon natürlich nicht betroffen.

Wer sich die Pille verschreiben lassen möchte, sollte die ärztliche Sprechstunde nutzen, um die Ärztin oder den Arzt über mögliche Risikofaktoren zu informieren, sodass Basierend auf diesen Angaben das richtige Präparat verschrieben werden kann.

 

Quellen:

[1] https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/frauenbeschwerden/pille-thrombosegefahr-ia
[2] https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/sorge-um-thrombose-durch-pille-wie-frauen-damit-umgehen-sollten/
[3] https://www.sciencedaily.com/releases/2015/05/150526215027.htm
[4] https://www.pharmazeutische-zeitung.de/pillen-mit-hohem-thrombose-risiko-noch-zu-oft-verordnet-119150/
[5] https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2018/rhb-dienogest-ethinylestradiol.pdf?__blob=publicationFile&v=6


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